Beurteilungen anderer über das eigene Selbst
Wir alle erleben es täglich – bewusst oder unbewusst: Menschen bilden sich eine Meinung über uns. Sie beurteilen unser Verhalten, unsere Entscheidungen, unsere Wirkung. Diese Beurteilungen können schmeichelhaft sein, jedoch ebenso irritierend oder sogar verletzend. Schnell entsteht dabei der Eindruck, man müsse sich anpassen, rechtfertigen oder verteidigen, um von den anderen angenommen zu werden. Doch was passiert eigentlich, wenn wir den Beurteilungen zu viel Gewicht geben – und wie kann ein konstruktiver Umgang damit aussehen?
Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, dass jede Beurteilung mehr über den Betrachtenden oder die Betrachtende aussagt als über die beurteilte Person. Denn jede Wahrnehmung ist subjektiv gefärbt durch Erfahrungen, Werte, Prägungen und Bedürfnisse, die sich im Laufe der Sozialisation herausgebildet haben. Was der eine als „zurückhaltend“ empfindet, nennt die andere „respektvoll“. Was für die eine „egoistisch“ wirkt, kann für jemand anderen „gesunde Abgrenzung“ bedeuten. Das zeigt: Urteile sind keine objektive Wahrheit, sondern Momentaufnahmen von den sich herausgebildeten persönlichen Filtern jedes Einzelnen.
Systemischer Blick: Der Kontext zählt
Im systemischen Denken wird der Mensch nicht isoliert betrachtet, sondern immer im Zusammenhang mit seinem sozialen Umfeld – also in Beziehung zu anderen. Jede Handlung, jedes Verhalten, jede Reaktion geschieht in einem bestimmten Kontext und hat eine Funktion im jeweiligen System.
Wenn uns also jemand beurteilt, lohnt sich die Frage: In welchem System (in welcher Beziehung zu jemandem) befinden wir uns gerade – und welche Rolle wird uns darin zugeschrieben? Vielleicht übernimmt jemand in der Familie die Rolle des „Schwarzen Schafs“, im Freundeskreis die der „Starken“, oder im Team auf der Arbeit die des „Störenfrieds“. Solche Zuschreibungen wirken wie ein festes Drehbuch, das unbewusst unser Verhalten beeinflusst – und das der anderen uns gegenüber.
Ein systemischer Umgang mit Beurteilungen kann deshalb bedeuten, das Muster zu erkennen, in dem sich ein Urteil zeigt. Statt das Urteil persönlich zu nehmen, hilft es, sich zu fragen:
Sich selbst als Bezugsgröße etablieren
Letztlich brauchen wir einen inneren Kompass, der uns Orientierung gibt – unabhängig davon, was andere sagen oder denken. Das bedeutet nicht, dass wir uns von Feedback abschotten sollen. Im Gegenteil: Konstruktive Rückmeldungen sind wertvoll! Doch sie dürfen uns nicht zum Spielball fremder Erwartungen machen.
Ein gesunder Umgang mit Beurteilungen beginnt also mit Selbstreflexion: Wer bin ich, jenseits der Bewertungen anderer? Was ist mir wichtig? Und wie möchte ich mich selbst sehen? Wenn wir uns dieser Fragen annehmen, verlieren äußere Urteile an Macht – und wir gewinnen Handlungsfreiheit zurück.
Wovon reden die meisten eigentlich, wenn sie sagen, sie haben "AD(H)S"?
Besonders in letzter Zeit scheint das Wort, bzw. die Abkürzung eines Wortes an Bedeutung gewonnen zu haben und irgendwie scheinen einige zu glauben, sie hätten "auch AD(H)S". Doch was ist das eigentlich?
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, kurz "ADHS" wird in der Regel im Kindesalter diagnostiziert, kann aber auch im Erwachsenenalter fortbestehen.
Die wichtigsten Symptome sind in zwei Kategorien unterteilt:
1. Unaufmerksamkeit: Schwierigkeiten, Aufgaben zu organisieren, Vergesslichkeit, leicht ablenkbar, Probleme beim Zuhören oder Folgen von Anweisungen.
2. Hyperaktivität/Impulsivität: Zappeln, Schwierigkeiten, still zu sitzen, ständiges Reden, impulsive Entscheidungen, Unterbrechen anderer.
Das Vorkommen von ADHS zeigt sich aktuell in unserer Gesellschaft sehr deutlich. Immer mehr Menschen, besonders junge Männer, berichten mir von ihrer kürzlichen Diagnose "ADHS".
Neben ADHS gibt es auch ADS, wobei vorwiegend Unaufmerksamkeit im Vordergrund steht, jedoch ohne die Hyperaktivität. Menschen mit ADS wirken oft ruhig, träumerisch und unaufmerksam, was dazu führt, dass ihre Schwierigkeiten manchmal übersehen werden, da sie nicht durch impulsives oder hyperaktives Verhalten auffallen.
Unterschied zu ADHS:
Während ADHS neben der Unaufmerksamkeit auch durch Hyperaktivität und Impulsivität gekennzeichnet ist, betrifft ADS in erster Linie Menschen, die sich zwar schwer konzentrieren können, jedoch nicht durch ein hohes Aktivitätsniveau oder impulsives Verhalten auffallen. Sie sind oft ruhig, wirken verträumt und sind eher in sich gekehrt.
Kommt das nun heutzutage im Erwachsenenalter wirklich häufiger vor oder versteckt sich dahinter ein gesellschaftlicher Trend? Woran könnte es liegen, dass die psychische Störung tatsächlich vermehrt vorliegt und die Betroffenen in ihrem Alltag und ihren sozialen Beziehungen stark beeinflusst sind und daraus Konflikte resultieren? Was hat sich in der Gesellschaft verändert, das zu dieser Entwicklung beigetragen haben könnte?
Diesen Fragen widme ich mich derzeit in meiner praktischen Arbeit mit Betroffenen.
Solltest du auch betroffen sein, helfe ich dir gerne dabei, deinen Alltag in den Griff zu bekommen und mögliche Konflikte mit deinem sozialen Umfeld zu reflektieren und einen Umgang damit zu finden. Auch werden wir gemeinsam herausarbeiten, für was AD(H)S gut sein kann und wie du es als Stärke nutzen kannst!
Gibt es eine Methode, die dabei hilft, den eigenen Alltag besser zu organisieren und damit angestrebte Ziele zu erreichen?
Die allseits bekannte Vorgehensweise, überall in der Wohnung Stickynotes anzukleben, wäre eine Möglichkeit. Doch hilft das auch weiter, die bisher getane Arbeit zu reflektieren und daraus ggf. neue Schritte in Richtung Erfolg abzuleiten?
In den von mir mit unterschiedlichen Teams durchgeführten Retrospektiven, die dem Framework "Scrum" entspringen und zumeist im Softwareentwicklungsbereich angewandt werden, habe ich erkannt, dass sich diese sehr gut als Methode zur Organisation von anstehender Arbeit und zu erreichenden Zielen eignen.
Eine Retrospektive ist darüber hinaus eine gute Möglichkeit, die eigenen Handlungen und die bereits getane Arbeit zu reflektieren und zu hinterfragen. Dadurch können neue Maßnahmen für die zukünftigen Vorgehensweisen geschaffen werden, die das Erreichen von Zielen erleichtern sollen.
Für die Durchführung der Retrospektive empfehle ich ein Whiteboard oder Ähnliches, auf dem visuell gebrainstormed werden kann. Solch ein Whiteboard steht auch digital auf miro.com kostenfrei zur Verfügung. Alles, was dazu benötigt wird, sind Stifte und Stickynotes. In der Regel werden fünf Bereiche aufgeschrieben und bei Bedarf durch einen Stern (siehe Bild) malerisch dargestellt: 1. "Beibehalten", 2. "Aufhören", 3. "Starten", 4. "Mehr von..." und 5. "Weniger von...". Daraufhin beginnt das Sammeln von Erkenntnissen hinsichtlich dieser Bereiche. Dieser Step ist das Reflektieren der eigenen Handlungen. Im Zuge dessen werden nicht nur die Handlungen in Bezug auf die zu erreichenden Ziele analysiert, sondern zugleich damit verknüpfte Gefühle, Erwartungen, Gegebenheiten im sozialen Umfeld, die das Vorankommen ggf. erschwert haben oder andere Faktoren, die im Hinblick auf die Ziele bedeutend sind.
Nachdem die Erkenntnisse mit den Stickynotes im jeweiligen Bereich eingeordnet worden sind, werden diese von außen betrachtet und genauer reflektiert. Durch die visuelle Darstellung ergibt sich ein ganzes Bild von Handlungen, die z. B. beibehalten oder reduziert werden sollten. Auch können neue Ideen ablesbar sein, die in den nächsten Schritten umgesetzt werden können.
Nach der Betrachtung und Reflexion der Erkenntnisse werden Maßnahmen abgeleitet, die als Strategien und "next To Do´s" auf dem Whiteboard dokumentiert werden. Hierbei eignet sich der altbekannte Kalender, um diese To Do´s zeitlich festzulegen, sodass sie im Sinn bleiben. Dieser Kalender sollte auch auf dem Whiteboard platziert werden. Diese Vorgehensweise habe ich mir selbst angeeignet und führe sie mit meinen KlientInnen durch.
Die Retrospektive sollte in einem regelmäßigem Rhythmus erfolgen, bspw. alle zwei oder vier Wochen, sodass die das Erreichen der Ziele gewährleistet ist. Die Anwendung von Retrospektiven im privaten Bereich als Einzelperson kann ebenso wie im beruflichen Kontext gemeinsam mit dem Team zu einer überschaubaren, besseren Organisation der Handlungsabläufe führen und damit Erfolge gewährleisten.
Gern helfe ich dir persönlich oder deinem Team im Berufskontext dabei, Arbeitsabläufe und wichtige To Do´s regelmäßig zu reflektieren und erfolgreich fertigzustellen.
Stefanie Bopp
Systemische Therapeutin & Systemische Coachin
stefanie.bopp.sc@gmx.de
Fredericksburgerstraße
68723 Schwetzingen
Steuer ID: 32042/00296
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